Dieser Wahnsinn

Die Luft ist warm und die Sonne brennt mir ins Gesicht. Und das im Mai.

…irgendwo ein Trampolin und Kinderlachen. Erste Sandburgen. Es riecht schon nach Sommerurlaub.

Ich sitze hier, atme alles ein und verstehe diesen ganzen Scheiß nicht. Ich werde mich nicht ablenken lassen. Kein Blog über „die Ausländer“, kein Text über „Hass“, kein Wort über „Vergeltung“.

Nein! Wir wissen sehr genau, dass wir nicht pauschalisieren dürfen. Wir wissen sehr genau um ehrenamtlich arbeitende Syrer. Wir wissen sehr wohl um verlässliche tunesische Arbeitskollegen. Wir wissen sehr wohl um marokkanische Kinderärzte. Wir wissen sehr wohl um die Möglichkeiten und die Kraft. Wir wissen, dass all die Scheiße, die passiert unendlich traurig ist und sich keinesfalls wiederholen darf.

Aber wir wissen auch um die eigene Unfähigkeit und schlimmer noch: wir wissen ebenso genau, dass es sich an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit doch wiederholen wird. Und nein, es ist nicht akzeptabel, Religionen, sogenannte „Fremde“ und die Menschen pauschal zu verurteilen. Und nein, es führt zu nichts, verlangt man rollende Köpfe und meterhohe Mauern.

 

Diese Scheiße wiederholt und nährt sich. Diese Scheiße hört nicht auf, indem man noch mehr Hass und Vorurteile streut und indem man sich auf alternative Fakten beruft. „Muslimische Extremisten“, „zugewanderte Terroristen“, „Fremde, die Täter sind“.

Der Moslem ist kein Attentäter. Der Zugewanderte ist kein Terrorist. Der Fremde ist kein Täter. Attentäter sind Attentäter, Terroristen sind Terroristen und Täter sind eben Täter.

Ich möchte nicht an Täter erinnern, die Nachbarn waren. Nicht an die Verbrecher, die Männer, Frauen und Kinder um ihr Leben bringen. Nicht an jene, die erschöpft weggucken, wenn man wieder hört, dass Hunderte ertranken, weil sie auf der Flucht vor dem Krieg, der vor ihrer Haustür stattfand, waren. Nicht an die Menschen, die vor Hass blind, Flüchtlingsheime anzünden oder die gefürchtete Fremde verfolgen, diffamieren und unter Generalverdacht stellen. Nicht an die guten Christen, die Unheil gelebt haben. Sie alle sind Täter.

Sie alle sind Menschen und sie alle sind divers und keinesfalls gleich. Ganz egal, welcher Herkunft, Religion oder Hautfarbe. Menschen. Es gibt die Guten, die weniger Guten, die Kranken, die Gesunden, die Klugen, die weniger Klugen.

Der Mensch weiß das, vergisst es aber viel zu schnell, grade wenn die Zeiten kompliziert und schwierig sind. Er trägt so ganz ungewollt zu einem Klima bei, welches nur umso intensiver anheizt und aufreibt.

Ich bin nicht Manchester, ich war nicht Paris oder Berlin. Ich bin Mensch und ja, ich fürchte mich ebenfalls und stelle mir Fragen, auf die ich keine Antworten habe.

Ich bin ebenso ratlos, aber ich weiß, dass keinem Menschen geholfen ist und wird, stülpt man den Mitmenschen, die man ja angeblich so gut kennt, eine Täterkappe über und macht sie grundlegend verantwortlich für die Untaten derer, die eben Täter sind.

Und wieder einmal schreibe ich von Kriegen in Köpfen und erfülle nicht, was ich mir vornehme. Vielleicht hört das irgendwann wirklich auf, spätestens dann, wenn ich tot bin. Vorher aber werde ich versuchen, diesem Leben etwas abzugewinnen, die Menschen eingehend zu betrachten, zu differenzieren und all dem auf den Grund zu gehen.

In diesem Sinne, passt auf euch, eure Kopfinhalte, Mitmenschen und Gefühle auf. Ich lausche derweil dem Kinderlachen und schaue meinem Sohn auf dem Trampolin zu.

Es riecht schon nach Sommerurlaub und das im Mai…

 

 

 

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