
Morgen werden wir beschenkt. Wer schenkt wem was, werdet ihr sicher fragen und vielleicht wird der ein oder andere hektisch auf den Kalender schauen. Nein, es ist noch nicht Weihnachten.
Aber morgen ist Sonntag der 24.09.2017.
Richtig: Bundestagswahlen und wie Norbert Lammert bei seiner Abschiedsrede am 5.9. 2017 so trefflich feststellte: „ein Königsgeschenk“
Doch es scheint ja in Mode gekommen zu sein,
Wahllokale zu meiden. Ich gebe zu, dass Wahllokal ist meist ein schäbiger Klassenraum, der schon allein Grund genug wäre, diejenigen abzuwählen, die den verbrochen haben. Aber ganz ehrlich: Davon will sich doch keiner sein demokratisches Stimmrecht vermiesen lassen, oder?
Also, hier ein Plädoyer dafür, zur Wahl zu gehen. Und Argumente, warum es eben auch keine Lösung ist, zu Hause zu bleiben:
Grund 1 : Wählen erinnert uns daran, dass Politik zwischen den Wahlen nicht aufhört! Stimme abgeben und dann einfach nicht mehr dran denken, das wär jetzt auch blöd. Handel politisch. Oder nein, das machst du ja ohnehin: Mit jeder Kaufentscheidung, mit jeder Flugreise, mit der Wahl deines Autos und deines Wohnortes. Alles ist politisch.
Grund 2: Nichtwählen aus Protest funktioniert nicht! Also mal angenommen, du bist ein Protest-Nichtwähler. Das ist dein gutes Recht. Aber: du schadest damit keiner Partei. Beispiel Wahlkampfkostenerstattung: Welche Partei wie viel vom Staat bekommt, entscheidet der Prozent-Anteil. Und der wiederum errechnet sich aus den gültig abgegebenen Stimmen. Das gilt auch für die Sitze im Bundestag. Deine nicht abgegebene Stimme fällt also einfach unter den Tisch. Weh tut das keiner Partei. Anderes Beispiel: Wenn du etwa verhindern willst, dass die NPD Geld vom Staat bekommt, dann musst du auf jeden Fall wählen gehen. Dabei ist es fast egal, was du wählst (außer eben die Rechtsextremen). Je mehr Menschen ihre Stimme abgeben, desto geringer wird der prozentuale Anteil der NPD am Gesamtergebnis. Also: Wer wählt, kann einfacher seine Protesthaltung ausdrücken. Wenn das mal kein guter Grund ist!
Grund 3 : Wählen tut gut! Dieser Moment, nach dem die Wahlzettel in der Urne verschwinden, ist immer wieder ein Genuss. Für viele ist das ja ohnehin einer der seltenen Momente im Leben, in denen sie aktiv die ganz große Politik mitbestimmen können. Wer darauf verzichtet, der verpasst etwas.
Grund 4 :Jede Stimme zählt! Die Entscheidung, wer das Land regiert, kann ganz schnell von ganz wenigen Stimmen abhängen. Im Zweifel genau von Ihrer. Von wegen, Ihre Stimme hat kein Gewicht! Am Ende kann sie genau die sein, die ihrer Partei an die Macht verhilft – und damit dorthin, wo sie in ihrem Sinne das Land gestalten kann.
Grund 5 :Wählen ist Bürgerpflicht! Nein, nicht im juristischen Sinne. Niemand kann hierzulande dazu gezwungen werden. Aber aus dieser Freiheit erwächst auch die Verantwortung, sich zu kümmern um das Land. Und dazu zählt mindestens, zur Wahl zu gehen. Ein demokratisches Wahlrecht ist übrigens weltweit gesehen ein echtes Luxusgut. Und ganz ehrlich, würde Ihnen jemand ´ne Flasche Schampus spendieren, dann würden Sie doch auch nicht Nein sagen, oder?
Grund 6 : Die Faulheits-Ausrede ist eine faule Ausrede! Schau dich um! Jede Straße, jedes Haus, die Kita ums Eck, der Arbeitsplatz, alles, einfach alles um dich herum betrifft dich direkt. Und alles hat irgendwas mit Politik zu tun. Willst du wirklich anderen überlassen, wer über das bestimmt, was dich direkt angeht? Nein? Na, siehst du !
Grund 7: Es geht ausnahmsweise nicht nur um dich! Im Ernst: Wer wählen geht, nur um das Beste für sich rauszuholen, der hat das mit der Demokratie noch nicht ganz verstanden. Der Staat ist nicht dafür zuständig, jeden Menschen glücklich zu machen. Sondern die vielen unterschiedlichen Interesse, Ideen und Vorstellungen in diesem Land zu bündeln und auf einen Nenner zu bringen. Also: Wenn du hoffentlich zur Wahl gehst, denke doch bitte für einen Moment auch darüber nach, auf wessen Kosten du deine Stimme abgibst.
Grund 8: Frische Sonntagsluft tut jedem gut! Okay, es ist gemütlicher, am Sonntagmorgen im Bett zu bleiben. Aber die Wahllokale haben ja bis 18 Uhr geöffnet. Ein kleiner Ausflug am Nachmittag schadet nicht und du tust etwas für die Demokratie. Großartig! Übrigens, falls es regnet: Es gibt da diesen Gebrauchsgegenstand, der Regenschirm heißt. Zu Hause bleiben gilt nicht!
Grund 9: Du hilfst damit der Demokratie! Stell dir vor, es ist Demokratie und keiner geht hin? Was denn bitte dann? Wenn niemand wählen würde – die Demokratie wäre tot. Also zurück zur Monarchie? Oder irgendeinem netten Diktator das Regieren überlassen? Nein, bitte nicht! Jedes demokratische Volk hat die Regierung, die es gewählt hat. Und wenn dir die nicht passt, dann wähle halt einen andere oder gründe selbst eine Partei. Bist du überzeugend genug, dann kannst du Kanzler werden. In einer Diktatur oder Monarchie hättest du nicht mal die Chance dazu.
Grund 10 : Du kannst deine Kompromissfähigkeit in der Wahlkabine testen! Keine Partei wird dir all das geben, was du dir von ihr wünschst. Aber manche machen auf dich vielleicht einen etwas besseren Eindruck als andere. Die einen wollen die Steuern für Reiche erhöhen. Die anderen wiederum halten die Belastung für hoch genug. Ja, das ist auch die Qual der Wahl. Aber hat ja keiner gesagt, dass Demokratie einfach wäre. Einfach, das könnte ja jeder.
Und nun: Viel Spaß beim Wählen und vielleicht sehen wir uns ja im Wahllokal.
Bild: Pixabay Text: Blogkarussell